Sich in den eigenen vier Wänden sicher zu fühlen, ist ein Grundbedürfnis, das lange Zeit in der Schweiz als weitgehend erfüllt galt. Doch aktuelle Entwicklungen zeigen ein beunruhigendes Bild: Die Zahl der Einbrüche ist im Jahr 2024 stark angestiegen, vielerorts sogar dramatisch. Besonders auffällig ist dabei die ungleiche Verteilung der Vorfälle – einige Kantone wurden förmlich überrollt, während andere Rückgänge verzeichnen. Die Ursachen sind vielschichtig, ebenso wie die Möglichkeiten, sich besser zu schützen. In diesem Beitrag erfährst du alles Wissenswerte zur aktuellen Einbruchslage in der Schweiz, ergänzt um hilfreiche Tipps für einen wirksamen Einbruchschutz.
Nach Jahren rückläufiger Zahlen erlebte die Schweiz 2024 einen markanten Anstieg an Einbruchsdelikten. Über 46'000 Einbruch- und Einschleichdiebstähle wurden von der Polizei erfasst – das entspricht einem Zuwachs von rund 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders besorgniserregend ist, dass nicht nur klassische Wohnquartiere betroffen sind, sondern auch abgelegenere Gebiete, in denen man sich bisher in trügerischer Sicherheit wiegte.
Diese Entwicklung überrascht umso mehr, als dass in der Pandemiezeit ein regelrechter Rückgang der Delikte verzeichnet wurde. Der Grund lag vor allem darin, dass viele Menschen im Homeoffice arbeiteten und weniger verreisten – Einbrechern fehlten schlichtweg Gelegenheiten. Mit dem Ende der Einschränkungen kehrte jedoch auch die Kriminalität zurück – und das mit neuer Dynamik.
Die Täter sind in vielen Fällen keine Einzelgänger, sondern gut organisierte Gruppen. Besonders osteuropäische Einbrecherbanden treten vermehrt in Erscheinung. Sie reisen gezielt ein, schlagen innerhalb weniger Tage mehrfach zu und verschwinden wieder über die Landesgrenze. Dabei agieren sie oft arbeitsteilig: Während ein Teil der Gruppe Wohnungen auskundschaftet und das Verhalten der Bewohner beobachtet, führen andere den Einbruch selbst durch.
Vermehrt nutzen Täter auch die Digitalisierung für ihre Zwecke. Social Media ist für viele Kriminelle eine Goldgrube: Öffentliche Urlaubsfotos oder Hinweise auf teure Anschaffungen geben wertvolle Informationen über mögliche Ziele.
Nicht alle Regionen sind gleich stark betroffen. Einige Kantone meldeten massive Zuwächse bei den Einbruchsdelikten – besonders deutlich war dies in:
Nidwalden: Hier wurden fast 94 Prozent mehr Einbrüche pro 1'000 Einwohner registriert.
Glarus: Über 56 Prozent mehr Fälle – ein drastischer Anstieg.
Solothurn, Luzern, Freiburg und Schaffhausen: Zwischen 23 und 30 Prozent mehr Delikte.
Appenzell Innerrhoden: Fast 28 Prozent Anstieg.
Weitere deutliche Steigerungen gab es in Uri, Bern, Schwyz, Jura, Basel-Stadt, Thurgau, Zürich und Waadt – alle mit zweistelligen Prozentzuwächsen.
Diese Zahlen belegen, dass nicht nur Städte, sondern auch ländliche Kantone stark betroffen sind. Die Täter wählen ihre Ziele offenbar nicht nach Größe oder Urbanität, sondern nach Zugänglichkeit und Fluchtmöglichkeiten.
Während viele Regionen eine Zunahme verzeichneten, konnten sich einige Kantone gegen den Trend behaupten. Rückgänge bei den Einbruchszahlen wurden gemeldet in:
Graubünden: Fast 30 Prozent weniger Einbrüche als im Vorjahr.
Zug: Ebenfalls knapp 30 Prozent Rückgang.
Appenzell Ausserrhoden, Wallis, Tessin und Neuenburg: Zwischen 1 und 28 Prozent Rückgang.
Diese Kantone setzen verstärkt auf Präventionsarbeit, mobile Polizeieinsätze und gezielte Kontrollen. Auch bauliche Strukturen und soziale Faktoren dürften zum Rückgang beigetragen haben.
Ein Einbruch zieht mehr nach sich als gestohlene Gegenstände. Für viele Betroffene ist es der Verlust des Sicherheitsgefühls, der am meisten schmerzt. Fremde haben ihre Wohnung betreten, persönliche Dinge durchwühlt – das Vertrauen in die eigenen vier Wände ist nachhaltig erschüttert.
Die psychologischen Folgen reichen von Schlaflosigkeit über Angststörungen bis hin zum Drang, umzuziehen. Kinder reagieren oft besonders sensibel. Deshalb ist es wichtig, nach einem Einbruch nicht nur den materiellen Schaden zu regulieren, sondern auch emotionalen Beistand zu organisieren – etwa über psychologische Beratungsangebote oder Gespräche mit Vertrauenspersonen.
Einbrecher handeln selten spontan. Vielmehr folgen sie bestimmten Mustern. Typische Methoden sind:
Tageslicht-Einbrüche: Oft geschehen Einbrüche nicht nachts, sondern zwischen 10 und 16 Uhr, wenn niemand zu Hause ist.
Aufhebeln von Fenstern: Besonders gekippte Fenster oder einfache Balkon- und Terrassentüren gelten als Schwachstellen.
Einschleichen: Täter betreten unverschlossene Häuser oder Wohnungen, während die Bewohner im Garten oder Keller sind.
Türspion-Manipulation: In Mehrfamilienhäusern werden Schlösser oft mit Werkzeugen geknackt oder manipuliert.
Dabei gilt: Je länger ein Einbruch dauert, desto höher das Risiko für die Täter. Schon mechanische Sicherheitsmaßnahmen, die das Eindringen um wenige Minuten verzögern, können entscheidend sein.
Ein sicherer Haushalt beginnt bei der richtigen Ausrüstung. Besonders empfehlenswert sind:
Sicherheitsbeschläge und einbruchhemmende Fenster
Mehrfachverriegelungen für Haus- und Nebeneingänge
Bewegungsmelder und automatisches Außenlicht
Videoüberwachung mit Aufzeichnung
Moderne Alarmanlagen, vernetzt mit Smartphone oder Wachdienst
Smart-Home-Systeme zur Anwesenheitssimulation
Zusätzlich sollten einfache, aber effektive Verhaltensregeln beachtet werden:
Fenster und Türen auch bei kurzer Abwesenheit vollständig schließen
Keine Hinweise auf Abwesenheit (z. B. volle Briefkästen)
Urlaube nicht öffentlich ankündigen
Keine Schlüssel im Außenbereich verstecken
Nachbarschaftliche Hilfe aktiv fördern
Immer mehr Schweizer setzen auf smarte Sicherheitslösungen. Apps zur Fernüberwachung, automatisierte Türschlösser, vernetzte Kameras und künstliche Intelligenz zur Bewegungserkennung kommen zum Einsatz. In Kombination mit Cloud-Systemen können diese Technologien sogar Live-Videos übertragen und Alarmierungen direkt an die Polizei oder Sicherheitsdienste senden.
Auch digitale Nachbarschaftsnetzwerke gewinnen an Bedeutung: Plattformen und Apps helfen, verdächtige Vorkommnisse zu melden, sich zu organisieren und auf dem Laufenden zu bleiben. Besonders in dicht besiedelten Gebieten entstehen daraus wertvolle Frühwarnsysteme.
Sollte trotz aller Vorsicht ein Einbruch geschehen, ist schnelles und besonnenes Handeln gefragt:
Nicht in die Wohnung gehen – Spuren könnten vernichtet werden.
Sofort die Polizei rufen – unter der Nummer 117.
Nichts anfassen oder verändern, bis die Spurensicherung abgeschlossen ist.
Fotos vom Tatort und beschädigten Objekten machen.
Die Hausratversicherung kontaktieren und eine genaue Liste gestohlener Gegenstände übermitteln.
Quittungen, Bilder und Belege beifügen, um die Schadenhöhe zu dokumentieren.
Viele Versicherungen übernehmen den Schaden bei Einbruch, wenn eine ausreichende Deckung besteht. Deshalb lohnt es sich, regelmäßig den Versicherungsschutz zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.
Neben der Eigenverantwortung spielen auch Nachbarschaft, Polizei und Politik eine zentrale Rolle im Einbruchschutz. Lokale Initiativen wie „Nachbarn schauen hin“ oder Bürgerpatrouillen fördern das Verantwortungsbewusstsein und helfen, verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.
Die Polizei unterstützt mit Beratungsdiensten und Checklisten, wie Häuser und Wohnungen sicherer gemacht werden können. Viele Gemeinden bieten mittlerweile sogar finanzielle Anreize für den Einbau von Sicherheitsausstattungen.
Die Kriminalstatistik 2024 ist ein Weckruf: Einbruchskriminalität ist zurück – und sie betrifft weite Teile der Schweiz. Doch niemand ist diesem Risiko hilflos ausgeliefert. Durch eine Kombination aus kluger Technik, aufmerksamem Verhalten und funktionierender Nachbarschaft lässt sich das Einbruchsrisiko erheblich reduzieren.
Sicherheit beginnt mit dem Bewusstsein, dass Vorsorge notwendig ist – nicht aus Angst, sondern aus Verantwortung. Denn wer vorbereitet ist, lebt sicherer.